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“Neue Verbindungen, elegante Abkürzungen.” 

Senior Developer Manuel Hirschauer betreut die Entwicklung der Android Automotive Dienste bei Valtech Mobility. Wir wollten von ihm erfahren, warum das Google Betriebssystem in aller Munde ist und welche spezifischen Herausforderungen es mit sich bringt. 

Warum ist Android Automotive gerade so ein großes Thema?

Grundsätzlich: Das Android Betriebssystem mit seinem offenen Playstore ermöglicht OEMs und StartUps sehr schnell eine hohe Varianz von Apps im Auto anzubieten, ohne dafür ein proprietäres Betriebssystem entwickeln zu müssen. Damit fällt auch Etliches an individuellem Vertragswerk oder Integrationsarbeit weg. Das ist für beide Seiten, sowohl für Hersteller, als auch für die App-Entwicklung, ein Gewinn. Und mit zunehmender Verbreitung steigt zwangsläufig die Relevanz.

Was bedeutet “sehr schnell”?

Der OEM muss keine Apps selbst entwickeln, sondern kann existierende Apps aus dem Playstore nutzen. Ähnlich verhält es sich mit Anwendungen, die nicht öffentlich zur Verfügung stehen, wie z.B. unserer Smart Parking-App, die wir mit unserem Partner Parkopedia entwickelt haben. Die können wir direkt auf jedes Android Automotive System installieren. Je nach Anforderung des Kunden können wir ein OEM-spezifisches Design migrieren oder die User des OEMs direkt für die App freischalten. In diesem Fall dauert die Migration nur wenige Wochen.

Warum setzen dann nicht alle auf Android Automotive?

Die Datenhoheit ist das zentrale Thema. Für die Nutzung von Android Automotive Apps ist lediglich ein Google Account vonnöten. Die Informationen, die darüber aggregiert werden, werden natürlich an Google abgeben. Das wollen einige OEMs verständlicherweise nicht, auch im Hinblick auf ein drohendes App-Monopol.

Manuel Hirschauer testet seine Software auf einem Android Tablet.

Und wenn man den Google Playstore nicht nutzt?

Bei der Einbindung von Android Automotive OS gibt es zwei Herangehensweisen: Entweder man verwendet ein voll mit Google integriertes System (‚GAS‘) oder man entwickelt ein unabhängigeres System, ohne Google Dienste, das auf Android basiert (‚NON-GAS‘).
In der NON-GAS Version ist das Betriebssystem eigentlich nur ein Android-basiertes System ohne Google Automotive Services. Das bedeutet: Es gibt kein Google Maps, keine Google Templates, und auch keinen Google Playstore. Hierfür entstehen allerdings Alternativen, beispielsweise im Harman Ignite Store. Für die Entwickler bedeutet das jedoch, dass sie für NON-GAS Systeme mehrere App Stores beliefern müssen.
Ein weiterer Nachteil von NON-GAS Systemen ist der Mehraufwand für Over-the-Air Updates, die im Google Automotive System ja über den Playstore abgedeckt sind.
In NON-GAS Systemen muss man entweder einen alternativen App-Store nutzen oder das Over-the-Air Update selbst bauen.

Inwiefern verändert Android Automotive die Praxis von Entwickler:innen im Mobilitätsumfeld?

Nun, wir haben jetzt den Vorteil, Android Open Source für unsere Bedürfnisse anpassen und auf Google Tablets testen zu können, wo wir sonst auf komplexe Hardware-Testaufbauten angewiesen waren, die uns Hersteller für die jeweilige Gerätegeneration zu Verfügung gestellt haben.

Andererseits kamen die Betriebssysteme, mit denen wir bisher gearbeitet haben, von Firmen mit etablierten Strukturen und Ansprechpartnern. Wenn man da als Entwickler nicht weiterkam oder Probleme auftraten, konnten wir immer direkt jemanden kontaktieren, der das Betriebssystem programmiert hat.

Bei Google hat man dagegen keinen festen Ansprechpartner, sondern man muss sich als durch die Dokumentation wühlen und viel über Trial-and-Error herausfinden. Das hat derzeit noch eine explorative Prägung. Zudem ist Android Automotive Open Source über die Jahre stetig gewachsen; teils auch mit Entwicklungsmethoden, die man heute sicher nicht mehr nutzen würde, aber Teil des Ökosystems sind – und damit muss man umgehen, was dementsprechend einen Komplexitätsüberschuss mit sich bringt.

Klingt abenteuerlich.

Ist es eigentlich nicht, auch, weil uns eigentlich nichts davon neu ist. Gelegentlich explorativ zu arbeiten, ist unserem Beruf nicht ungewöhnlich – eigentlich ist es das, was am meisten Spaß macht. Man entdeckt neue Verbindungen, sucht nach eleganten Abkürzungen. Es war äußerst befriedigend zu sehen, dass wir innerhalb weniger Monate ein NON-GAS System mit komplett individuellem Design entwickeln und direkt auf der CES 2024 live in Fahrzeugen demonstrieren konnten.

Und, nicht zu vergessen: Man hat plötzlich mit neuen Kolleg:innen und Expertisen zu tun, von denen man selbst extrem viel lernen kann. Und muss. Durch den hohen Funktionsumfang und die Komplexität von Android Automotive OS brauchen wir im Team unterschiedlichste Expertisen – von Open Source über klassische Android Entwicklung bis hin zum Backend. Ich denke, ich habe noch nie in einem Projekt gearbeitet, in dem wir so viele verschiedene Skills benötigt haben.

Manuel Hirschauer, Senior Developer Android Automotive OS

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