Design und Marketing – sind das nicht unterschiedliche Themen?
Mathias: Eigentlich schon, aber es gibt viele Schnittmengen. Besonders die Markenpräsenz bzw. Corporate Identity betreffend. Wir sind ja eine noch junge Firma und müssen uns als Marke erst mal erfinden. In puncto Website oder Produktkampagne sind die Grenzen zwischen Gestaltung und Kommunikation fließend. Klar ist aber auch, dass jeder unterschiedliche Expertisen und damit spezifische Zuständigkeitsbereiche hat.
Welche da wären?
Gerd: Grob formuliert, liegt die inhaltliche Seite der Unternehmenskommunikation in meiner Verantwortung. Konkret betrifft das Kommunikationsstrategie, Presse, Events, Präsentationen, Website, Produktkampagnen – sämtliche Touchpoints, an denen die Marke spricht.
René: Die Visualisierung dieser internen Inhalte, also das Kommunikationsdesign, verantworten Mathias und ich. Das ist aber nur die eine Seite. Der große andere Teil unseres Jobs sind die Konzeption und Gestaltung von User Experiences, also das Design von nutzerfreundlichen Interfaces, Websites, Apps und solcher Dinge.
Wie läuft die Zusammenarbeit im Designteam aus? Ergänzt ihr euch komplementär?
René: Ja, das tun wir tatsächlich. Wir haben etwas unterschiedliche Hintergründe, sind aber beim Designverständnis auf einer Linie. Mathias kann auf eine fast 20-jährige UX Design Erfahrung in nahezu allen Wirtschaftszweigen zurückblicken und ist ein Meister des gestalterischen Details. Ich war 13 Jahre lang Mitinhaber eines Designbüros, das auf Corporate Design und Branding spezialisiert ist. Die letzten beiden Jahre war ich als Creative Director bei der Valtech Agency für die kreative Lösung von Problemstellungen, den Kundenkontakt und die Teamleitung zuständig. Man kann aber bei uns nicht von klar abgesteckten Kompetenzgebieten sprechen. Bei uns kann und soll jeder in allen Bereichen Ideen einbringen.
Ist Marketing bei einem Joint Venture mit VW nicht überflüssig?
Gerd: Wir wollen wachsen, sowohl personell, als auch das Portfolio betreffend – ohne signifikante Präsenz auf dem Markt ist das nicht möglich. Abgesehen davon entwickeln wir uns mehr und mehr zu einer Produkt-Company. Und Produkte brauchen Sichtbarkeit. Die Herangehensweise ist wahrscheinlich anders. Im Gegensatz zu manchem Mitbewerber sind wir nicht dazu verdammt, im Akkord Neukunden generieren zu müssen. Nicht den Erwartungen entsprechen zu müssen, Dinge gegen die vermeintlichen Regeln tun zu können ist sehr angenehm nach einigen Jahren Agenturgeschäft.
Mathias: Können wir so bestätigen. Je größer der Kunde ist, desto kleiner ist für gewöhnlich der kreative Spielraum des Designers. Bei unserer eigenen Marke haben wir die Möglichkeit, freier zu arbeiten – wir müssen keinem Brandbook folgen, sondern machen es. Man kann man sich mit Details auseinandersetzen und strategisch in die Zukunft planen.
Wieviel Einfluss nimmt da VW?
Gerd: Wir hoffen von VW Input zu bekommen, aber grundsätzlich ist Valtech Mobility eine autarke Firma, die für sich selbst spricht. Insofern haben wir da überschaubare Restriktionen.
Kann man formulieren, wie eure Gestaltungsprinzipien aussehen?
René: Für gutes Corporate Design gilt immer: Simplizität, Wiedererkennbarkeit, Flexibilität. Mit einfachen Elementen ein einprägsames Erscheinungsbild zu schaffen, das sich nicht dem Zeitgeist unterwirft, mit ihm aber gehen können muss.
Mathias: Beim Thema User Experiences steht, wie es der Name schon sagt, der Nutzer im Vordergrund. Jedes digitale Produkt sollte vom Nutzer ausgehend gedacht und konzipiert werden. Leider stellen wir immer wieder fest, dass viele denken, UX Design sei gleichbedeutend mit „Webseiten bunt anmalen“, nachdem die technische Arbeit getan ist. Dem ist aber nicht so. Unsere Arbeit setzt viel früher an, ist systemisch und muss mit der Technik Hand in Hand arbeiten.
Ihr seid von Valtech zu Valtech Mobility gewechselt. Wie ist euer Eindruck?
Gerd: Die meisten neuen Kollegen sind ja gleichzeitig alte Kollegen. Ich habe die letzten Jahre das Marketing für die Agentur und für die Automotive-Kollegen betreut, ergo sind mir sowohl Thematik als auch Leute vertraut. Aber wir haben schon gemerkt, dass wir uns jetzt sehr viel intensiver mit Trends, Technologien und dem Netzwerk dieser Branche auseinandersetzen müssen. Gibt noch viel zu lernen.
René: Um die eigentliche Frage zu beantworten: Wir mögen diese sehr spezielle, erfreulich unangepasste Identität. Und man hat den Eindruck, dass wir da – auch, wenn man nie allen gefallen kann – eine gemeinsame Vorstellung davon haben, wie wir uns als Unternehmen präsentieren wollen.
Wie sieht die konkrete Zusammenarbeit aus?
René: Generell ist der agile Ansatz mit seinen interdisziplinären Teams extrem hilfreich. Mit den Digital Talents Guides, die ihre Augen und Ohren überall haben, stimmen wir uns beispielsweise sehr eng ab.
Mathias: Dank der vielen unterschiedlichen Themen hat man es immer wieder mit anderen Menschen zu tun, die ein Projekt betreuen. Man lernt erst mit der Zeit, in wie vielen verschiedenen Bereichen die Kollegen unterwegs sind und wie viele krasse Sachen da passieren. Ohne den Input der Kollegen wäre es unmöglich das visuell und kommunikativ abzubilden.