„Wer in Europa kann sich schon vorstellen, seine Strafzettel via Infotainment System im Fahrzeug zu verwalten?“

Xin Liu / International Rollout


Bei kontinentübergreifenden Projekten läuft nichts nach Schema F. Warum dies so ist, erklärt Xin Liu, verantwortlich für den internationalen Rollout von Fahrzeug-Diensten am Beispiel China.

Für welches Projekt bist Du tätig?

Ich betreue den Rollout und die Integration von Fahrzeugdiensten für Audi in China. Bei den Diensten unterscheiden wir nach „Infotainment“ und fahrzeugbezogenen Diensten. Die „Infotainment“-Dienste umfassen z.B. Tencent myCar, Wetterinformationen, News oder auch die Point-of-Interest-Suche.
Die fahrzeugbezogenen Dienste laufen eher im Hintergrund, so wie das Synchronisieren von Verkehrsdaten.

Warum gerade China?

China ist der größte Markt für deutsche Autos. Doch nicht nur das Fahrzeug an sich ist den Chinesen wichtig. Sie wollen mehr als jede andere Nation auch während der Fahrt unterhalten werden – und das nicht nur auf mobilen Endgeräten, sondern auch im Auto selbst. In China läuft ein Großteil der Kommunikation und des Handels bereits direkt über das Fahrzeug ab. Wer in Europa kann sich schon vorstellen, seine Strafzettel direkt über das Infotainment System im Fahrzeug zu verwalten?
Der chinesische Markt bietet ein enormes Potential: 1,4 Milliarden Menschen – das spricht für sich.

Wo liegen die Herausforderungen solch einer Konstellation?

Interessant ist, dass wir ständig mit Neuem konfrontiert wurden. Wie wir schnell feststellten, folgt der chinesische Markt ganz eigenen Regeln: er ist extrem schnelllebig – wir müssen Trends schnell aufgreifen, um die Wünsche der Endkunden zu erfüllen. So ist es beispielsweise in China üblich, dass Points-of-Interest nicht von Kunden selbst gesucht, sondern von einem „Concierge“ angesagt und zugesendet werden – oder von Freunden per WeChat geteilt werden. Erschwerend kommt hinzu, dass es die chinesische Gesetzeslage untersagt, Daten außerhalb Chinas zu verarbeiten. So musste vor Ort ein eigener Backendserver aufgesetzt werden.

Worin besteht Deine konkrete Rolle?

Als Product Owner bin ich vor allem dafür verantwortlich, meinem Team die Anforderungen unseres Kunden auf chinesischer Seite verständlich zu kommunizieren. Zudem bin ich auch Kommunikationsschnittstelle zwischen unserem chinesischen Kunden und dem Kunden in Deutschland. Unseren Standort in China habe ich mit aufgebaut – von Bewerbungsgesprächen über die Koordination der Mitarbeiter vor Ort bis hin zu deren Integration in die Teams in Deutschland.

Welche deiner Fähigkeiten waren am meisten gefragt, um in diesem Marktumfeld erfolgreich zu sein?

Zum einen haben mir natürlich meine Kenntnisse der chinesischen Sprache, aber vielmehr noch der chinesischen Kultur geholfen. So konnte ich die Anforderungen des Marktes gut verstehen – und auch zwischen den Zeilen lesen. Am wichtigsten waren jedoch meine technischen Kenntnisse, die ich mir als Architektin auf dem deutschen Markt aneignen konnte.
Mit dem Know-how aus mehr als 15 Jahren Erfahrung in der internationalen Automobilindustrie hat Valtech Mobility das technische Verständnis und kennt die Spezifika der jeweiligen Märkte. Zudem können wir den organisatorischen Aufwand durch unsere langjährige europäische Markterfahrung sehr gut abschätzen und den Kunden auch in dieser Hinsicht unterstützen. Auf Märkten, die so schnelllebig sind wie der chinesische, ermöglicht unsere agile Herangehensweise ein kurzfristiges Reagieren auf die Bedürfnisse des Marktes.

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